Das Leben ist ein Abenteuer

 Bestimmen Sie die Route

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“, behauptet Matthias Claudius (1740-1815). Zu seiner Zeit war das Reisen noch eine viel abenteuerlichere Angelegenheit als heute. Für die meisten Reisenden damals Menschen waren die Entfernungen vom eigenen Zuhause in aller Regel nicht so groß. Zur Zeit der Postkutschen war Reisen zudem ein Privileg, das nur wohlhabenden Bürgern vorbehalten war. Reisen waren schon zu allen Zeiten abenteuerlich. Niemand konnte wissen, was da genau auf ihn zukam.

Jeder Mensch wird früher oder später erkennen, dass das Leben genauso abenteuerlich ist wie eine Reise mit der Postkutsche im 18. Jahrhundert und wahrscheinlich auch viel spannender als ein Abenteuerroman.

Für das Leben gibt es keinen Reiseführer

Seitdem ich denken kann, schlägt mein Herz für andere Länder und Kulturen. Jede Reise schenkt mir Möglichkeiten, meine Sichtweisen zu überdenken und meinen Horizont zu erweitern. Andere Kulturen, Mentalitäten und Gewohnheiten tragen für mich dazu bei, Menschen in ihrer Vielfalt kennenzulernen. Es liegt an mir, ob ich mit offenen Augen durch die Welt gehe und meinem Herz erlaube, meine Wege zu lenken oder nur den Verstand einschalte und ausschließlich den Empfehlungen des Reiseführers folge. Manchmal hätte ich auch gerne einen Reiseführer für meine Lebensreise, der mir die perfekte Route für meine Wünsche und Träume vorschlägt.

Gott sei Dank gibt es ihn nicht – ich würde ihn wahrscheinlich auch nicht ernst nehmen.

Wenn das Leben anders läuft, als geplant

Auf meinem Lebensweg gab es Glücksgriffe und Schicksalsschläge, die meine Persönlichkeit geformt haben.

Heute weiß ich, dass das Unfertige und Unperfekte auf diesem Weg kein Mangel war, sondern eine gute Möglichkeit, mich weiter zu entwickeln und besser kennenzulernen.

Die Reise in die eigen innere Landschaft wird mich wahrscheinlich bis an mein Lebensende mit vielen Herausforderungen und Überraschungen beschenken. Ich bin generell neugierig, muss aber bekennen, dass ich sehr häufig Angst vor meiner eigenen Courage habe, wenn mein Leben eine Kurskorrektur fordert.

Mit 40 Jahren musste ich zum Beispiel feststellen, dass ich selbst keine Rolle mehr in meinem Leben spielte. Ich hatte das Gefühl, kaum wirklich Freizeit zu haben und konnte so gut wie nie abschalten. Selbst auf dem Weg zur Arbeit musste ich vieles organisieren und planen. Heute staune ich darüber, dass ich meine Pflichten in der Regel gut erfüllt habe. Aber eine entspannte Art zu leben war das nicht. Mein Leben war für mich Last und die Verpflichtungen erdrückten mich. Doch Seminare zur Selbstoptimierung beantworten selten die Frage nach einem glücklichen und sinnvollen Leben. Mir blieb nichts anderes übrig, als eigene Antworten zu finden, für die ich heute sehr dankbar bin und die ich gerne teile.

Der innere Schweinehund ist ein überflüssiger Ratgeber

Jeder Veränderungsprozess beginnt damit, alt vertraute Gewissheiten in Frage zu stellen, um einen neuen Kurs einzuschlagen. Am Anfang dieses Prozesses steht häufig die Ausrede: „Ich bin nun mal so, ich kann nicht anders.“, damit der innere Schweinehund auch auf seine Kosten kommt. Überwinden Sie Ihren inneren Schweinehund und sprengen Sie hin und wieder die Grenzen Ihrer destruktiven Glaubenssätze. Herausforderungen machen glücklicher, als sich immer nur in der Komfortzone des Gewohnten zu bewegen. Das haben viele Untersuchungen bewiesen.

Fallen Sie ruhig mal aus der Rolle – das befreit und bringt die Seele zum Schwingen. Jeder Erwachsene kann lernen, sich zu verändern und seinem Leben mehr Qualität zu schenken. Ich habe zum Beispiel meinen Job gekündigt und arbeite heute glücklich und zufrieden als Freiberuflerin. Dazu gehörte auch, dem sportlichen Prinzip des „höher-schneller-weiter-Denkens“ zu widersprechen und dem Optimierungswahn des gesellschaftlichen Lebens hin und wieder einen Vogel zu zeigen.

Während meiner Schulzeit stand auf meinem Schreibtisch der Sponti-Spruch: „Bewege deinen Hintern, und der Kopf wird folgen.“ Na ja, auch wenn das ziemlich salopp klingt, steckt eine Menge Wahrheit in den Worten. Ich werde sie mal wieder eine Zeit lang in meinem Denken verankern. Mal sehen, was dann passiert. Bewegung soll ja in jeder Hinsicht gut sein.

Die Gegenwart ist der Maßstab für das Leben

Selbst im vertrauten Alltag lässt sich die Persönlichkeit in Schwung bringen. Niemand kennt Ihre Bedürfnisse, Träume und Wünsche besser als Sie selbst. Deshalb tragen Sie auch Verantwortung dafür, dass Sie in Bewegung kommen. Der Glaube an ein lohnendes Ziel wird Ihnen die Kraft für weitere Schritte zur Veränderung schenken. Für mich ist es befreiend zu wissen: Veränderung und Lernen sind ein Leben lang möglich. Da geht noch was. Dazu gehört, die eigenen Stärken weiter auszubauen, statt an den Schwächen herumzudoktern.

Die Kunst Ihres Lebens besteht darin, Ihren ureigenen Werten und Motiven zu folgen und diese, wenn es sein muss, erst einmal zu entdecken. Fragen Sie sich genau nach Ihren Herzensanliegen und Ihren Sehsüchten, damit eine Leidenschaft entstehen kann, die Sie von Innen heraus bewegt. Motivationsforscher nennen das „Kongruenz“ oder innere Stimmigkeit, wenn Ihre Werte mit Ihrem Handeln übereinstimmen. Der Zustand der inneren Stimmigkeit gilt als stärkster Antreiber im Leben. Psychologen empfehlen, jeden Tag etwas ganz bewusst Anderes zu machen als normalerweise – und damit viele kleine Variationen der Veränderung zu starten, als auf die große Lebensveränderung zu warten.

Vom großen Glück der kleinen Erkenntnisse

Heute weiß ich, dass ich in meinem Kalender Freiräume für Überraschungen, Ungeplantes und Unerwartetes brauche. Um das Gleichgewicht in meinem Leben muss ich täglich neu mich täglich neu bemühen. Doch: Mein Kalender ist heute kein Gradmesser für Leistung mehr, sondern für Lebensqualität. Ich plane nur ungern Jahre im Voraus und fordere damit meine Geschäftspartner hin und wieder heraus. Mittlerweile gelingt es mir, Zeiten des Nichtstuns zu genießen und ich mich über jede Blume zu freuen, die in meinem Staudengarten wächst.

Für mich ist es Luxus, Zeit zu haben und zwar nicht nur für Verbindlichkeiten, sondern in aller erster Linie für mein Leben und für die Menschen, die ich liebe.

Am Ende meines Lebens möchte ich viel erzählen können und dabei dankbar und erfüllt zurückschauen.

Mein Leben darf weiterhin bunt und aufregend sein und mich jeden Tag überraschen. Damit verbinde ich gleichzeitig den Wunsch, Gott und den Menschen zu dienen und meinen Kindern ein gutes Vorbild zu sein.

Es ist ein Geschenk Gottes zu entdecken, was noch in mir steckt und welche unbekannten Abenteuer noch auf mich warten.