Krise? Nein danke!

Newsletter Juni 2020

Krisen sind zum Davonlaufen. Sie sind nicht planbar und fragen nicht danach, ob wir gerade genügend Energie haben, sie zu bewältigen. Meistens stellen sie uns vor unerwünschte Tatsachen, kommen im denkbar ungünstigsten Augenblick und bringen innere und äußere Welten durcheinander. Corona nervt! Hier mag ich nichts schönreden! Ich kann es kaum erwarten, dass die Corona-Krise endlich überstanden ist und wir – hoffentlich – zur Normalität zurückkehren können.

 

Aber an die eine oder andere Veränderungen könnte ich mich glatt gewöhnen:

  • Ist es nicht großartig, an einer Supermarktkasse stehen zu können, ohne den Atem des Hintermanns im Nacken zu spüren oder seinen Einkaufskorb gegen den Po gedrückt zu bekommen?
  • Wie wäre es, wenn wir in Zukunft auf das hören, was Experten empfehlen – obwohl es unbequem sein kann?
  • Was spricht dagegen, öfter mal im Homeoffice zu arbeiten und statt durch die Welt zu jetten, Skype -Konferenzen abzuhalten, um den Berufsverkehr zu reduzieren?
  • Schenken wir doch weiterhin den „Helden des Alltags“ wertschätzende Worte und ein freundliches „Danke“. Schätzen wir auch in Zukunft, was andere für uns tun.

Für mich ist jetzt schon eine der wichtigsten Fragen: Wie viele neue Gewohnheiten werde ich weiterhin pflegen, weil Sie guttun? Welches in Corona-Zeiten eingestellte Projekt muss gar nicht erst wieder reaktiviert werden, weil es nicht so wichtig oder sogar überflüssig ist? Welche Möglichkeiten kann ich nutzen, hin und wieder zu meinem Alltagsgeschehen auf Distanz zu gehen, um neue Perspektiven zu gewinnen?

 

Lockdown als heilsamer Abstand

Was mich an Krisen immer wieder fasziniert, ist die Tatsache, dass sie herausfordern, Kräfte zu mobilisieren und Stärken zu leben. Als ich vor vielen Jahren durch eine plötzliche Diagnose von jetzt auf gleich dem Tod ins Auge blickte, waren mir viele Dinge innerhalb von Sekunden überhaupt nicht mehr wichtig. In diesem Moment wollte ich nur noch meine Kinder groß werden sehen und LEBEN!

 

Darum habe ich Gott gebeten – alles andere war mir egal. In diesem erzwungenen Lockdown – oder besser gesagt: „heilsamen Abstand“ – durfte ich lernen, dass Lebenskrisen eine gute Möglichkeit sind, mich besser kennenzulernen und weiterzuentwickeln. Seit dieser Zeit habe ich ein Morgenritual: Bevor ich am Morgen aus dem Bett steige, danke ich Gott für mein Leben, weil ich weiß, wie wertvoll und zerbrechlich meine Gesundheit ist.

 

Zeit als Luxus

Ich werde auch in den nächsten Wochen auf Experten hören, um die Corona-Krise zu meistern. Für mich ist es purer Luxus, Zeit zu haben – und zwar nicht nur für die Verbindlichkeiten auf meinem Konto, sondern in allererster Linie für mein Leben und die Menschen, die ich liebe. Damit verbinde ich den Wunsch, Gott und Menschen zu dienen und meinen Kindern ein gutes Vorbild zu sein. Am Ende meines Lebens möchte ich viel erzählen können und dabei dankbar und erfüllt zurückschauen.

 

Auch wenn die Zeiten gerade stürmisch sind, dürfen wir nicht glauben, das Rezept hieße, immer schneller und fehlerlos durchs Leben zu rennen. Im Gegenteil: Lebensfreude kann sich erst dann breitmachen, wenn wir innehalten, uns gelassen umschauen und miteinander in Verbindung bleiben. Das Corona-Virus erinnert uns daran, wie labil und angreifbar wir sind – doch es führt uns auch unsere Stärken vor Augen. Nutzen wir diese Zeit.