Zivilcourage: Zeig Haltung!

Newsletter März 2022

Liebe Weggefährt*innen,

viele Menschen sind davon überzeugt, dass Zivilcourage Heldentaten braucht. Ist das wirklich so? Oder beginnt Zivilcourage nicht vielmehr schon im Kleinen? Durch Hinschauen und Hinhören, Eingreifen und Einstehen für seine Überzeugungen? Aus meiner Sicht müssen wir regelmäßig trainieren, unser christliches Rückgrat auszubilden, lernen für das einzustehen, an das wir glauben.

Zivilcourage braucht keinen roten Teppich

Im Januar 2020 wurde die Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali von der Evangelischen Akademie in Tutzing mit dem Toleranzpreis in der Kategorie „Zivilcourage“ ausgezeichnet. Allerdings hält die Fernsehmoderatorin, die sich für einen offenen Dialog, für Meinungsvielfalt und Respekt vor den Menschen einsetzt, das, was sie tut, selbst nicht für auszeichnungswürdig. Es sei für sie selbstverständlich, Rechtsextremismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Hasssprache und Beleidigungen Paroli zu bieten, erklärte sie bei der Preisübergabe

 

Von einer ähnlichen Einstellung zeugt ein weiteres Beispiel, das sich im Juni 2020 auf Londons Straßen ereignete. Während einer Protestveranstaltung gegen eine Anti-Rassismus-Kundgebung kam es zu Auseinandersetzungen. Und Patrick Hutchinson, ein schwarzer Aktivist der „Black Lives Matter“-Bewegung, brachte einen verletzten, mutmaßlich rechten Demonstranten in Sicherheit. Er hob den Mann vom Boden, legte ihn sich über die Schulter und trug ihn in Richtung Polizei. „Du tust einfach, was du tun musst“, meinte er in einem Interview mit dem britischen Sender „Channel 4“ über sein Motiv für die selbstlose Rettungsaktion.

 

Zivilcourage fordert nicht das Außergewöhnliche, sondern das Selbstverständliche

Für Martin Luther war es auf dem Reichstag zu Worms eine Selbstverständlichkeit, nicht schwach zu werden und zu kneifen, sondern zu seinen Überzeugungen zu stehen. Wer denkt jetzt nicht an seine mutigen Worte: „Hier stehe ich und kann nicht anders.“ Glaubenskraft und Energie haben wohl auch Martin Luther King Mut und die Hoffnung verliehen, viele Menschen mit „I have a dream“ anzutreiben, nicht aufzugeben, sondern für eine bessere Welt zu kämpfen.

Zivilcourage beginnt mit dem Hinsehen

Der herausragende Mut Einzelner darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass zivilcouragiertes Verhalten gerade auch „im Kleinen“, also direkt vor Deiner Haustür notwendig werden kann, wenn Menschen ausgelacht, beleidigt, gedemütigt, bedroht oder angegriffen werden. Dann wird Zivilcourage zur Aufgabe für jeden von uns. Gottes Aufforderung: „Fürchte dich nicht!“ hilft mir persönlich, über die Mauer meiner Ängste zu springen, wenn sozialer Mut gefordert wird. Seine Zusage spornt mich an, genau hinzuschauen, den Mund aufzumachen für die Stummen und Armen oder Scharfmachern zu widersprechen. Und immer wieder erlebe ich göttliche Kraft und heilige Freiheit, die daraus erwächst.

Gerade in diesen herausfordernden Zeiten wünsche ich Dir viele mutige Augenblicke, Vertrauen, Zuversicht und viele Chancen, miteinander füreinander einzustehen. Packen wir’s an!